Mit einem flauen Gefühl im Magen hatte ich mir meinen Weg durch das weitläufige Schulgelände gebahnt und fand mich jetzt auf dem großen Campus wieder. Etwas unruhig sah ich zum Himmel hinauf, der an diesem nachmittag graublau gefärbt war. Ich schluckte. So schnell konnte es gehen und plötzlich war man an einer anderen Schule, in einem anderen Ort. Eine andere Schülerin, die neben einer Gruppe Mädchen herlief streifte meine Schulter und drehte sich dann zu mir um. Sie war mir einen drohenden Blick zu. Wer ist die denn? Hat die sich verlaufen? Ich senkte den Blick und starrte auf die Straße. Ich sah nur noch aus dem Augenwinkel wie die Mädchen die Köpfe zusammensteckten und tuschelten. Niedergeschlagen setzte ich mich auf eine bekritzelte Bank. Wirklich blöd dass ich hier absolut niemanden kannte. Und umso blöder dass ich keinen Schimmer hatte, wo mein Zimmer war. Ich stellte meinen Koffer unter die Bank neben mir und kaute mir auf der Lippe herum, bis ich ein anderes Mädchen sah, dass freundlich genug wirkte um sie anzusprechen. Aber erst wollte ich noch ein bisschen Mäuschen spielen und nicht, dass es für mich noch irgendeinen Grund gab neugierig zu sein- Ich konnte hören, was die Menschen um mich dachten... Da gab es nicht's mehr was man unbedingt weiter wissen wollte. Aber ich wollte nur auf Nummer sicher gehen, dass sie die beste Person war die ich fragen konnte.

Ich sah ihr eine Weile lang zu, wie sie Musik hörte und mit einem Haufen Jungs in ihrem alter zusammenprallte. Sie lächelte und stammelte verlegen herum und ich grinste innerlich etwas in mich hinein. Wenn es drauf ankam brachte ich selbst auch keinen Ton hervor, das kannte ich nur zu gut. Sie stand inzwischen schon etwas näher zu mir und ich konnte ihre Musik mithören. Ich zögerte einen Moment, denn normal ansprechen könnte ich sie so ja nicht, das würde sie ja gar nicht mehr hören. Also trat ich neben sie und tippte ihr auf die Schulter, bevor ich Luft holte um zu reden. "Hey, sorry wenn ich störe... Ich bin neu hier und hab leider keine Ahnung wo das Mädchenwohnheim ist und ich den Schlüssel abholen kann. Oder wo mein Zimmer überhaupt ist... Ich kenne nur die Nummer," erklärte ich ihr, ehe ich den Zettel mit der Zimmernummer rauskramte und ihr unter die Nase hielt.

// Tut mir Leid, wegen der späten Antwort... Hatte die Woche total Schulstess, weil ja Notenschluss war. :/

Ich bekam keinen Einblick in ihre Gedanken und sie schwieg zuerst, als ich sie ansprach. Es war nicht so, dass sie nicht mit mir reden wollte- ihre Gedanken waren völlig leer und ich vermutete, dass sie gerade träumte. Dann fragte sie auch schon nach und zog ihre Kopfhörer aus den Ohren. Das war mir jetzt etwas peinlich. Ich vermeidetet körperliche Nähe immer so gut es ging und hatte mich nicht wirklich getraut, sie an der Schulter anzutippen bevor ich sie ansprach. Aber jetzt musterten ihre Augen schon die Nummer auf dem Zettel und weiteten sich dann vor Überraschung. Sie bemerkte, dass das ihr Zimmer war und sah mich dann misstrauisch an. Ich konnte hören, wie sie über mich dachte. Sie bemerkte, dass ich nicht von hier war und hielt mich für eine Russin. Ich räusperte mich. "Deine Zimmernummer? Naja, also ich bin erst vor kurzem aus Island hier hergezogen," sagte ich bewusst betont. "Und ich habe leider keine Ahnung wo sich die Mädchenzimmer befinden.... Aber die Frau im Sekretäriat meinte, dass das mein zukünftiges Zimmer sein wird und..." ich wühlte hastig in meiner Tasche und kramte dann das klimpernde Bündel hervor. ".... Sie hat mir auch gleich den Schlüssel gegeben,". Als Beweis hielt ich ihr den Schlüssel mit der eingravierten Nummer unter die Augen.